Auftakt Urbane Agrikultur

Mit Unterstützung der Verbändeförderung des Bundesamtes für Naturschutz führen wir ein Projekt durch, welches die Multifunktionalität der urbanen Agrikultur im Leipziger Westen weiterentwickeln soll. Zur Auftaktveranstaltung in Form eines Symposiums wurde nach Grußworten zunächst die Ziele des Vorhabens präsentiert. Nach Berichten aus begleitenden Forschungsvorhaben folgten Vorträge und Projektpräsentationen zur sozialen und ökologischen Dimension urbaner Landwirtschaft. Im Anschluss wurden deren Potentiale für die Stadtteilentwicklung im Leipziger Westen erläutert. In abschließenden Workshops waren die Teilnehmenden am Symposium dazu aufgerufen ihre eigenen Ideen und Gedanken zu Potentialen und Problemen urbaner Landwirtschaft einzubringen.

 

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Grußworte und Einleitung

Zum Auftakt des Projektes „Urbane Agrikultur im Leipziger Westen“, das vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert wird und zusätzlich durch die Stiftungsgemeinschaft Anstiftung & Ertomis unterstützt wird, lud die ANNALINDE gGmbH am 1. Juli zu einem Symposium ins Social Impact Lab in Leipzig-Plagwitz ein.

Nach einem kurzem Empfang mit Buffet aus regionalen Köstlichkeiten richteten Herr Markus Bittner, Leiter des Social Impact Labs sowie Herr Matthias Herbert, Leiter der BfN-Außenstelle in Leipzig Grußworte an das Auditorium. Herr Herbert übergab anschließend den Projektförderbescheid an Herrn Dominik Renner, Geschäftsführender Gesellschafter der ANNALINDE gGmbH.

Herr Stefan Geiss, Abteilungsleiter West im Amt für Stadtentwicklung und Wohnungsbauförderung (ASW) der Stadt Leipzig gratulierte im Anschluss und richtete noch einige Worte im Namen der Stadt an die Projektbeteiligten und lobte deren Beitrag zur nachhaltigen Stadtteilentwicklung.

 

Vorstellung des Projektes „Urbane Agrikultur im Leipzger Westen“

Die ANNALINDE gGmbH feierte an diesem Wochenende gleichzeitig auch das 5jährige Bestehen des Gemeinschaftsgartens am Felsenkeller in Leipzig Plagwitz. Dazu stellte Herr Renner die Aktivitäten der letzten fünf Jahre vor. Herauszuheben ist dabei die Wiederbelebung der ehemaligen Gärtnerei Toepel auf der Lützner Straße sowie der derzeit entstehende Obstgarten am Bürgerbahnhof Plagwitz. Beide Projekte haben sich kontinuierlich weiterentwickelt und zunehmend einen multifunktionalen Charakter ausgebildet.

Das Projekt „Urbane Agrikultur im Leipziger Westen“ hat das Ziel die Mehrdimensionalität urbaner Agrikultur, insbesondere im Hinblick auf die soziale und ökologische Dimension in den kommenden zwei Jahren zu entwickeln. Dazu sollen alternative Anbaumethoden und technische Innovationen erprobt und letztlich auch adaptiert werden. Durch das naturverträgliche Bewirtschaften werden wichtige Beiträge zur Erhaltung und zum Schutz der Biodiversität sowie des Schutzgutes Bodens geleistet. Letztlich trägt das Projekt damit auch positiv Einfluss auf das Stadtklima und erhöht die Potentiale von Ökosystemdienstleistungen und Ressourcenschutz. Ein weiteres Ziel des Projektes ist die Vernetzung mit landwirtschaftlichen Betrieben im peri-urbanen Raum.

Eine wichtige Rolle spielt überdies auch die Integration von Menschen mit besonderen Bedürfnissen und die Ausrichtung des Zweckbetriebes als integrative Gärtnerei. Des Weiteren werden zielgruppenspezifische Angebote zur „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) entwickelt und mit Maßnahmen die Kommunalisierung lokaler Ernährungsstrategien, etwa im Rahmen der „Essbaren Stadt Leipzig“ gefördert. Dies trägt unter anderem auch zu einer Steigerung ökologischer Gerechtigkeit bei.

 

Vorstellung begleitender Forschungsvorhaben

Nach der Vorstellung des Projektvorhabens gab es zwei Präsentationen von begleitenden Forschungsvorhaben die in einem engen Kontext mit dem Projekt stehen. Herr Daniel Janko von der Hochschule Osnabrück stellte den dortigen Binnenforschungsschwerpunkt „Zukunft Lebensraum Stadt“ in der Perspektive Stadt- und Freiraumentwicklung vor. Dazu werden die Projekte und Erfahrungen der ANNALINDE gGmbH wissenschaftlich begleitet und daraus Handlungsstrategien für anderen Regionen entwickelt. Im Anschluss präsentierte Frau Dr. Christa Müller von der Stiftungsgemeinschaft Anstiftung und Ertomis die Ansätze des Forschungsvorhabens „Neue Chancen für eine Nachhaltige Ernährungswirtschaft durch transformative Wirtschaftsformen“.

 

Soziale Dimensionen urbaner Landschaft

Zum Einstieg präsentierte Frau Marika Krüger vom Ökoherz Thüringen e.V. die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft „Soziale Landwirtschaft Sachsen“. Die Projektziele der Arbeitsgemeinschaft werden durch ein Beratungsnetzwerk für soziale Landwirtschaft in Thüringen und Sachsen realisiert. Herr Michael Scheer machte im Folgenden am Beispiel der Gemüsewerft Bremen die Möglichkeiten der urbanen Landwirtschaft als Handlungsfeld für Integrationsprojekte deutlich.

 

Ökologische Dimension urbaner Landwirtschaft

Den zweiten Abschnitt des Symposium eröffnete ebenfalls Herr Scheer. Er stellte ein urbanes Hopfenanbauprojekt als Beispiel für ein vermarktungsfähiges Nischenprodukt vor. Der ökologisch angebaute Hopfen stellt die Grundlage für ein Bremer Regional-Craft-Bier dar. Herr Scheer stellt klar heraus, dass der Anbau von alten Kultursorten und Gemüsekulturen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in unseren Supermärkten oder Nahrungsmitteln zu finden sind, zu fördern ist. So können multifunktionale, urbane Landwirtschaftsprojekte einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Agrobiodiverität leisten und wertvolle Produkte für unsere Ernährung bereitstellen. Überdies werden lokale und regionale Wertschöpfung- und Wertschätzungsketten auf unterschiedlichen Ebenen initiiert.

 

Herr Carsten Ruß von den Lindenwerkstätten Panitzsch verdeutlichte in diesem Zusammenhang nochmal die Wichtigkeit von transdisziplinären Ansätzen. Die Lindenwerkstätten sind eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) der Diakonie Leipzig und kultivieren einen Teil ihres Freilandgemüses für die ANNALINDE gGmbH. Herr Ruß stellte die besondere Bedeutung einer guten Vernetzung verschiedener Akteure und Akteurinnen heraus. So kam etwa der Kontakt mit der ANNALINDE gGmbH erst über über das Forschungsvorhaben der TU Dresden „StadtPartheLand“ zustande und fruchtet im wahrsten Sinne des Wortes bereits die zweite Saison. Solche Kooperationen mit Akteuren aus dem sozialen Bereich im peri-urbanen Bereich sowie anderen Solidarischen Landwirtschaften sollen mit dem Projekt weiter verfolgt und entwickelt werden. Darüber hinaus geben erfolgreiche und gut vernetzte Projekte wichtige Impulse für Stadtverwaltung und Politik.

Sie zeigen auf wie wichtig es ist, dass sich die vielfältigen Akteure der urbanen Landwirtschaft, Grüngestaltung, Ernährungswirtschaft und Stadtentwicklung sowie der Politik weiter vernetzen und über zukünftige Herausforderungen für Quartiere, Städte und Regionen sowie deren Bewohnerinnen und Bewohner austauschen. Erst dadurch wird es möglich, gemeinsame Lösungsansätze zu finden, wie Herr Sebastian Pomm am Beispiel der Leipziger Vision einer „Essbaren Stadt“ deutlich machte.

 

Frau Miriam Wiese von der Firma Wiesenmeiler beendete den zweiten Block. Die Firma Wiesenmeiler ist Kooperationspartnerin in einem Vorhaben mit dem Deutschen Biomasseforschungszentrum zur Entwicklung eines Mehr-Kammer-Biomeilers mit der Realisierung eines Prototypen auf dem Gelände der ANNALINDE Gärtnerei. Frau Wiese erläuterte kurz die Idee, Funktion sowie den Gebrauch eines Biomeilers am Beispiel verschiedener Projekte. Aus aufgeschütteten Holzschnitt mit Grün- und Mistanteil wird über einen Rohrkreislauf Warmwasser aufbereitet, das an Heizsysteme mit niedriger Vorlauftemperatur angeschlossen werden kann. Das verrottete Material dient der Landwirtschaft als natürlicher Dünger. Mit der Weiterentwicklung des Konzeptes sehen wir großes Potential für multifunktionale urbane aber auch kleine Landwirtschaftsbetriebe sowohl im herkömmlichen Betrieb als auch bei der Adaption von Neuerungen im Anbau oder bei der Optimierung des Energiehaushaltes sowie bei der Reduzierung von fossilen Brennstoffen und Kunstdüngern.

 

Stadtentwicklung und urbane Landwirtschaft

Im dritten Teil der Veranstaltung ging es um den Beitrag urbaner Landwirtschaft zur Stadtentwicklung. Herr Stefan Geiss stellte Zukunftsstrategien für den Leipziger Westen aus Sicht des Amtes für Stadtentwicklung vor. Ferner warb er für das neue integrierte Konzept „Smart City Leipzig“. Dabei verfolgt die Stadt neben technologischen Innovationen und der Stärkung der Bereiche „Digitale Medien“ und „Daten“, auch alternative intelligente Ansätze sozialen Unternehmertums, dass bewusst nicht auf technologische Lösungen setzt. Im letzten Vortrag von Herrn Simon Korn, vom Stadtplanungsbüro korn&wiese, wurden die Ergebnisse von Studierenden des Fachbereichs Architektur der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig zum „Kollaborativen Stadtquartier“ vorgestellt.

 

Ideen-Workshops und Resümee

Der anschließende Workshop diente dazu, die zuvor in den Fachvorträgen präsentierten Inhalte noch einmal aufzugreifen und weiterzudenken sowie den Teilnehmern und Teilnehmerinnen Raum zu geben, eigene Ideen um das Thema urbane Agrikultur einzubringen und in das Plenum weiterzutragen. Nach einem kurzen gemeinsamen Brainstorming zu sozialen und ökologischen Aspekten urbaner Agrikultur kristallisierten sich aus den genannten Begriffen vier Haupt-Cluster heraus: (1) Biodiversität, (2) Bildung, (3) Know How To und (4) Kooperation. Zu diesen Themengebieten diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Rahmen von „World Cafés“ über die jeweiligen Probleme und Potentiale urbaner Landwirtschaft. Die Ergebnisse wurden auf großen Plakaten schriftlich und zeichnerisch festgehalten und abschließend noch einmal der gesamten Gruppe präsentiert. Auch hier ergaben sich weitere daran anschließende Diskussionen.

Mit zahlreichen neuen Anregungen endete die Auftaktveranstaltung zum Projekt „Urbane Agrikultur im Leipziger Westen“. Zum Ausklang lud die ANNALINDE gGmbH dann zur Jubiläumsfeier in den Gemeinschaftsgarten.

 

Das Programm finden Sie hier (PDF)

 

Das Projekt wird gefördert vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB).